· Electronic Intifada  · 5 min read

Fatima Hassouna, eine Fotografin, die einen Unterschied machte

Meine liebste Freundin Fatima Hassouna ist zur Märtyrerin geworden. Diese Worte zu schreiben fühlt sich unwirklich an – als würde ich auf ihre vertraute Stimme warten, die in meinem Ohr erklingt.

Meine liebste Freundin Fatima Hassouna ist zur Märtyrerin geworden. Diese Worte zu schreiben fühlt sich unwirklich an – als würde ich auf ihre vertraute Stimme warten, die in meinem Ohr erklingt.

HINWEIS: Dies ist ein Repost und eine Übersetzung eines Artikels von electronicintifada.net


Meine liebste Freundin Fatima Hassouna ist zur Märtyrerin geworden.

Diese Worte zu schreiben fühlt sich unwirklich an – als würde ich auf ihre vertraute Stimme warten, die in meinem Ohr erklingt.

Wir hatten eine spielerische Art, uns „Hallo“ zu sagen. Und Fatima hatte das zauberhafteste Lachen.

Sie konnte einen augenblicklich entwaffnen.

Doch die Stille bleibt, und die Leere, die durch ihr Fehlen entstanden ist, ist zu groß, um sie zu begreifen.

Fatima war Fotografin und Filmemacherin. Vor allem aber – für mich – war sie ein außergewöhnlich warmherziger Mensch.

Sie war stark und – im besten Sinne – stur.

Ich kannte Fatima seit unserer Kindheit. Doch das Leben – wie es oft so ist – hatte uns für viele Jahre auseinandergerissen.

Erst als Israel seinen völkermörderischen Krieg gegen Gaza begann, kamen wir uns wieder näher. Ganz unerwartet geschah das bei einem Filmprojekt.

Fatima war hinter der Kamera, und ich war mit dem Stift dort, um Artikel zu schreiben.

Unsere Wiedervereinigung – trotz des Chaos – entfachte etwas Tiefes. Unsere gemeinsame Trauer und Widerstandskraft vertieften unsere Freundschaft.

Fatima war ihrer Arbeit zutiefst verpflichtet. Sie dokumentierte nicht nur einen Moment. Sie wurde ein Teil davon.

Sie hatte die seltene Gabe, schnell Vertrauen zu gewinnen.

Die Menschen auf ihren Fotos waren keine anonymen Gesichter oder Geschichten. Es waren Menschen, mit denen sie Freundschaften schloss.

Fatimas Kamera war keine Barriere. Sie war eine Brücke.

Sie sagte immer, sie wolle nicht nur eine Botschaft übermitteln, sondern den Menschen, die sie filmte oder fotografierte, Freundlichkeit zeigen.

Im Zentrum von Fatimas Wesen lag ein Gefühl von Sinnhaftigkeit. Sie handelte aus Liebe.

Wir lebten unser ganzes Leben nur eine Straße voneinander entfernt in Gaza-Stadt.

Nach Beginn des Genozids liefen wir überall gemeinsam hin. Es gab keine Taxis mehr, und die Preise stiegen unaufhörlich.

Jeden Morgen rief Fatima an.

„Warte auf mich“, sagte sie. „Lass uns gemeinsam laufen.“

Und das taten wir.

Diese Spaziergänge waren mehr als nur ein Weg von A nach B. Sie waren kleine Fluchten.

Wir teilten alles: Sorgen, Geheimnisse, alberne Gedanken.

Ich musste nie so tun, als wäre ich jemand anderes, wenn ich mit Fatima zusammen war.

Zwischen uns gab es keine Mauern. Nur Wärme und Ehrlichkeit.

Zärtlicher Widerstand

Als Fatima sich kürzlich verlobte, war ihr Glück ansteckend. Trotz Hunger und der überwältigenden Dunkelheit, die Israels Krieg gebracht hatte, strahlte sie wie ein Kind, das eine Geburtstagsparty plant.

Fast täglich gingen wir auf den Markt, um Kleidung zu suchen, die sie bei ihren Verabredungen mit ihrem Verlobten tragen konnte.

Ich erinnere mich, wie aufgeregt sie war, wie wir lachten, selbst als wir schwere Taschen über lange Strecken trugen.

Ihre Freude in diesen Tagen war ein zärtlicher Widerstand, ein Zeichen dafür, dass Liebe und Leben trotz allem noch zählten.

Wir entwickelten ein Ritual mit unseren Freund*innen.

Jede Woche trafen wir uns in einer von unseren Wohnungen. Wir kochten, was wir hatten, brühten bitteren Tee – Zucker hatten wir nicht – und sangen.

Wir sangen, bis der Schmerz nachließ und das Lachen zurückkehrte.

Diese Nächte waren unsere Anästhesie. Sie ermöglichten es uns, in erstickenden Zeiten zu atmen.

Fatima war immer unser Anker.

Sie erzählte Geschichten, und ihr Lachen füllte den Raum. Wir sahen den Schmerz in ihren Augen – aber auch Hoffnung.

Eine unerschütterliche Hoffnung.

Fatima hatte eine bezaubernde Stimme, wenn sie sang. Wie etwas vom Himmel.

Wenn das Brummen der israelischen Drohnen für mich unerträglich wurde, hörte ich eine Aufnahme von Fatima beim Singen. Ihre Stimme brachte mir Frieden.

Sie erinnerte mich daran, dass noch etwas Reines in dieser Welt existierte.

Freundschaften, die im Genozid entstehen – oder in diesem Fall neu entstehen – sind anders als alle anderen. Sie sind geformt von Hunger, schlaflosen Nächten und der ständigen Nähe des Todes.

Als Fatima getötet wurde, war es, als wäre mir ein Körperteil abgerissen worden. Ich fühlte mich unvollständig.

Und das tue ich noch immer.

Jede Nacht warte ich weiterhin auf ihren Anruf. Ich warte auf ihre Stimme, wie sie mir – ohne Umschweife – erzählte, wie sie sich an diesem Tag fühlte.

Sie wünschte sich immer, dass Gott sie nie meiner berauben würde.

Doch nun bin ich Fatima beraubt. Und der Schmerz ist unermesslich.

Fatima und ich arbeiteten als Team. Während des Genozids gingen wir gemeinsam ins al-Yarmouk-Stadion – das zu einer großen Unterkunft für Vertriebene geworden war – sie mit der Kamera, ich mit meinem Notizbuch.

Wir inspirierten einander.

Fatima sagte mir, sie liebe es, wie ich die Erfahrungen der Menschen in Worte fasste.

„Ich liebe deine Ideen“, sagte sie. „Sie machen mir Lust, besser zu filmen.“

Ich wünschte, sie wäre noch hier, damit ich ihr sagen könnte, wie sehr ich ihren Blick für gute Fotos liebte.

Wie sie nicht nur das Leid in einem Menschen sah, sondern auch seine Seele.

Wie sie jedem Bild Würde verlieh.

Letzten Winter arbeiteten wir im al-Yarmouk-Stadion, wo die Bedingungen besonders schlimm waren. Als sie das Leid um sich sah, sagte Fatima, dass wir helfen müssten.

Ich bat sie, mit der Regisseurin des Filmprojekts zu sprechen, bei dem sie mitarbeitete, um Decken zu verteilen. Sie tat es, und bald waren wir Teil einer Mission – nicht nur zu dokumentieren, sondern auch zu lindern.

An diesem Tag waren wir nicht nur Erzählerinnen. Wir waren Teil der Geschichte.

Und Fatima strahlte. Sie hatte etwas getan, wovon sie immer geträumt hatte: Sie hatte einen Unterschied gemacht.

Fatima war erst 25.

Nur 25.

Und doch trug ihr Herz das Gewicht von Jahrhunderten, und ihr Geist war heller als tausend Sonnen. Sie war kindlich und weise, sanft und kämpferisch, mutig und verletzlich.

Sie war außergewöhnlich. Ich trage ihre Erinnerung in jedem Moment bei mir.

Ich sehe sie im Morgenlicht, in der Stille einer Straße, die wir einst gemeinsam gingen, in den Geschichten, die noch erzählt werden müssen.

Sie zu verlieren ist unerträglich. Doch sich an sie zu erinnern – ihre Stimme, ihr Lachen, ihre Vision lebendig zu halten – ist mein Weg, sie festzuhalten.

Sie war meine Schwester, meine Vertraute, mein Licht.

Möge die Welt den Namen Fatima Hassouna niemals vergessen.

Mögen die Geschichten, die sie erzählte, den Genozid überleben, der sie getötet hat.

Und mögen wir alle von ihr lernen, mit Mut zu leben, mit Sinn zu arbeiten und mit allem, was wir haben, zu lieben.

Asmaa Abdu ist wissenschaftliche Autorin und Projektkoordinatorin am UCAS Technology Incubator in Gaza.

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